Führen in Teilzeit Teil 2: Der Weg zur erfolgreichen Implementierung
Der zweite Blogbeitrag zum Thema Teilzeitführung beschäftigt sich mit der Einführung dieses innovativen Arbeitsmodells im Unternehmen.
Einleitung
Im letzten Blog-Beitrag hatten wir uns den Vor- und Nachteilen gewidmet. In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Teilzeit-Führungspositionen kontinuierlich gestiegen. Unternehmen stehen in einem permanenten Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte und müssen sich daher den Anforderungen dieser anpassen.
Die Einführung von Teilzeitführung ist ein innovativer Lösungsansatz, der die Art und Weise, wie wir Führung verstehen, grundlegend verändert. Doch wie überzeugt man skeptische Vorgesetzte von diesem Konzept? Zunächst ist es wichtig, die Vor- und Nachteile aufzuzeigen. Diese können Sie im ersten Teil dieser Blogreihe nachlesen. Bei den identifizierten Nachteilen ist es entscheidend, individuelle Lösungsansätze zu entwickeln. Zusätzlich müssen bestimmte persönliche und organisatorische Voraussetzungen erfüllt werden.
Persönliche Voraussetzungen
Die Anforderungen an Führungskräfte in Teilzeit sind hoch. Teilzeitführungskräfte benötigen ein ausgeprägtes Selbstmanagement und die Fähigkeit, flexibel auf verschiedene Situationen zu reagieren. Aufgrund des hohen Arbeitspensums ist es wichtig, die Aufgaben schnell und effizient zu priorisieren. Auch das Ressourcenmanagement spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle.
Eine entscheidende persönliche Voraussetzung für eine Teilzeitführungskraft besteht darin, Aufgaben delegieren zu können. Dies ist von großer Bedeutung, da Teilzeitführungskräfte nicht alle Aufgaben allein bewältigen können. Dies erfordert ein hohes Maß an Vertrauen in die Fähigkeiten der Mitarbeiter. Eine stabile Vertrauensbasis zwischen dem Team und der Teilzeitführungskraft ist somit unerlässlich.
Anhand des Fünf-Faktorenmodells, auch Big Five genannt, werden die Dimensionen Extraversion, Verträglichkeit, emotionale Stabilität, Gewissenhaftigkeit und Offenheit betrachtet. Forschungsergebnisse zeigen, dass diese Persönlichkeitsmerkmale einen großen Einfluss auf den Führungserfolg haben. Teilen sich zwei Führungskräfte eine Führungsposition in Form von Top-Sharing, spielt die hohe Ausprägung der Dimension „Verträglichkeit“ eine Rolle. Verträglichkeit ist besonders relevant aufgrund der zahlreichen Abstimmungen und Interaktionen, die in dieser Form der Führung erforderlich sind. Das Top-Sharing-Modell funktioniert überdies nur, wenn beide Partner konfliktfähig sind. Ideal ist es, wenn die Top-Sharing-Partner bereits in der Vergangenheit zusammengearbeitet haben und sich gut kennen. Generell wirken sich Extraversion und Gewissenhaftigkeit positiv auf den Führungserfolg aus.
Organisationale Voraussetzungen
Die Implementierung von Teilzeitführungspositionen kann etablierte Arbeitsabläufe stören und erfordert Überzeugungsarbeit, da mehrere Personen von diesen Veränderungen betroffen sind. Um Konflikte von Anfang an zu entschärfen, empfehlen Experten ein sensibles Change-Management. Insbesondere die Unternehmenskultur, -struktur und –strategie beeinflussen den Erfolg von Teilzeitführung.
Unternehmenskultur
Die Unternehmenskultur spielt bei der Einführung von Teilzeitführung eine Schlüsselrolle. Die Unternehmenskultur prägt die Mitarbeiter sehr und entscheidet darüber, was in einem Unternehmen zum Erfolg führt. In veralteten Rollenverständnissen hat Teilzeitführung oft keinen Platz, da Führung mit ständiger Erreichbarkeit und Präsenz gleichgesetzt wird. Damit Führung in Teilzeit innerhalb einer Organisation eine Chance hat, muss die Unternehmenskultur analysiert werden, um mögliche Hindernisse zu erkennen und zu beseitigen. Für Führungspositionen in Teilzeit wird eine Unternehmenskultur benötigt, die durch Vertrauen und Flexibilität geprägt ist. Eine Unternehmenskultur, in der Neues einfach ausprobiert wird und die nicht zu stark an Gewohnheiten festhält, ist darüber hinaus förderlich.
Unternehmensstruktur und –strategie
Die Implementierung von Führungspositionen in Teilzeit tangiert die Strukturen des Arbeitsplatzes sowie die Arbeitsprozesse. Flexibilität wird zum Schlüsselwort, sowohl in Bezug auf den Arbeitsort als auch auf die Arbeitszeit. Insbesondere bei den Job-Sharing-Modellen ist es wichtig, die Zuständigkeiten eindeutig zu klären und klare Kommunikationswege zu etablieren. Zusätzlich ist es empfehlenswert, eine flexible, transparente und möglichst dezentrale Struktur im Unternehmen mit gleichzeitig hoher Mitarbeiterautonomie zu schaffen. Bei der Einführung von Teilzeitführungspositionen sind insbesondere die direkten Vorgesetzten der teilzeitarbeitenden Führungskräfte gefordert. Spontane Abstimmungen werden durch die vermehrte Abwesenheit vom Arbeitsplatz erschwert und erfordern eine genauere Planung. Dafür kommt den regelmäßigen Arbeitsbesprechungen eine große Bedeutung zu. Die Kommunikation im Unternehmen muss gestrafft werden, um sicherzustellen, dass die Teilzeitführungskraft ihre Anwesenheitszeit optimal nutzen kann. Die Terminfindung, die oftmals schon bei Vollzeitführungskräften schwierig ist, wird durch die Teilzeitsituation zusätzlich erschwert. Eine konsequente Offenlegung der Anwesenheitszeiten einer in Teilzeit arbeitenden Führungskraft ist unbedingt erforderlich. Darüber hinaus sollte die Teilzeitführungskraft mit den vereinbarten Zeiten flexibel umgehen und in Notfällen erreichbar sein. In diesem Zusammenhang wird auch das Selbstmanagement der Führungskräfte wichtig.
Auch die Aufgaben der Teilzeitstelle werden reduziert und damit umverteilt. Wichtig ist dabei, dass niemals Führungsfunktionen abgegeben werden. Außerdem werden die Aufgaben nicht nur weitergegeben, sondern es soll auch der Verantwortungsbereich erweitert bzw. die Stelle aufgewertet werden. Es ist wichtig, dass Führungskräfte bewusst die Autonomie und Eigenverantwortung im Team fördern. Dafür benötigt eine Teilzeitführungskraft Mitarbeiter, die einen hohen Reifegrad besitzen und Verantwortung übernehmen können.
Fazit
Es lässt sich feststellen, dass die Implementierung von Teilzeitführung mit zahlreichen Veränderungen in der Organisation einhergeht und sowohl Anforderungen an Vorgesetzte, Mitarbeiter als auch an die Teilzeitführungskräfte selbst stellt. Dennoch sollte Teilzeitführung als eine bedeutsame Entwicklungschance für das gesamte Unternehmen betrachtet werden.
Autor
Artikel geschrieben von:
Sophia Dielacher, MA
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