Zukunftsorientierte Kommunalverwaltung: Gemeinden im Wandel
Die zum zweiten Mal von KPMG und der FH Oberösterreich durchgeführte Studie zeigt aktuelle kommunale Trends auf.
Einleitung
Die Studie „Kommunales Management – Governance für Morgen“ von KPMG in Zusammenarbeit mit der FH Oberösterreich, Arbeitsbereich Public Management, umfasste 440 Teilnehmende aus knapp 300 österreichischen Gemeinden. Sie untersuchte die Themenschwerpunkte Gegenwart und Zukunft, Nachhaltigkeit, Personal, Rechnungslegung und Compliance. Die Resultate der Gemeindestudie 2023 geben einen umfassenden Überblick über die aktuelle Situation und die zukünftigen Herausforderungen und zeigen sowohl Fortschritte als auch Handlungsfelder auf, in denen weitere Maßnahmen erforderlich sind.
Nachhaltigkeit als Priorität
Es gibt ermutigende Anzeichen dafür, dass die Bedeutung von Nachhaltigkeit und die Anstrengungen zur CO2-Reduzierung bereits weit verbreitet sind. Rund 58 Prozent der Teilnehmenden, für die Nachhaltigkeit relevant ist, haben bereits konkrete Projekte gestartet. Fast ein Drittel befindet sich zumindest in der Planungsphase für solche Projekte. Während bei kleineren und mittleren Gemeinden der Fokus auf Wasserqualität liegt, nennen größere Gemeinden vor allem Maßnahmen zum Klimaschutz als Ziel (z.B. Errichtung von Photovoltaik-Anlagen, Ausbau E-Tankstellen, Carsharing-Projekte etc.).
Digitalisierung im Fokus
Österreichs Gemeinden stellen sich den Herausforderungen der digitalen Transformation. Bereits 75 Prozent der Befragten setzen Maßnahmen zur Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen um. Mit zunehmender technologischer Reife gewinnen IT-Sicherheit und Cyber Security an Bedeutung. Der Schutz vor Cyberkriminalität wird entsprechend wichtiger (24% in 2023 gegenüber 12% in 2022). Dennoch rangiert Cyber Security nicht unter den Top 5 der zukünftigen kommunalen Herausforderungen.
Gemeindehaushalte stehen unter Druck
Die gute Nachricht zuerst: Rund 88 Prozent der Befragten gaben an, dass die eigenen Mitarbeiter/innen mittlerweile (sehr) gut mit den Vorschriften der VRV 2015 vertraut sind. Eine tatsächliche Arbeitserleichterung durch die Umsetzung wird jedoch von der Hälfte der Befragten nicht gesehen - im Gegenteil, es wird ein erheblicher Mehraufwand wahrgenommen. Diese Meinung wird vor allem von kleinen und mittleren Gemeinden vertreten. Größere Gemeinden sehen deutlich häufiger Vorteile durch die VRV 2015, wie z.B. eine effizientere Budgetsteuerung und -überwachung, verbesserte Transparenz durch die Struktur und vieles mehr.
Aufgrund der Tatsache, dass die aktuellen Rahmenbedingungen einen besonderen Druck auf die Liquidität der Gemeinden ausüben, gibt fast jeder dritte Teilnehmer an, dass negative Geldflüsse aus der voranschlagswirksamen Gebarung im Jahr 2023 zu erwarten sind. Die steigenden Belastungen sollen durch Anpassungen der Investitionspläne und Kosteneinsparungen kompensiert werden.
Compliance-Defizite in Gemeinden
Hier zeigen sich zahlreiche Handlungsfelder für die Gemeindeverantwortlichen.
Nur 11% der Gemeinden haben einen Verhaltenskodex für ihre Organe. Rund 40% weisen zumindest Verantwortlichkeiten zu, um die Einhaltung von Gesetzen, Verordnungen oder Vorschriften sicherzustellen. Regelmäßige Schulungen (z.B. zu Haftungsfragen) zur ordnungsgemäßen Aufgabenerfüllung und Risikominimierung werden von 55% der Teilnehmenden gewünscht.
Es zeigt sich, dass die Implementierung von Hinweisgebersystemen deutlich zugenommen hat. Drei Viertel der großen Kommunen haben solche Systeme bereits eingeführt oder sind dabei, sie einzuführen.
Hotspot Personal – es wird nicht einfacher
Die Analysen im Bereich der Gegenwart und Zukunft werfen einen kritischen Blick auf das Thema Gemeinde-Personal. Gaben 2022 noch 43 Prozent der Befragten an, Dienstposten mit qualifizierten Personen besetzen zu können, sank diese Zahl 2023 auf nur noch 31 Prozent. Laut Einschätzung der Teilnehmenden erhöhte sich auch die Wechselbereitschaft von Mitarbeitern/innen, was zu einer höheren Fluktuation führte. Besonders fordernd wird die Informationsflut und/oder häufigen Gesetzesänderungen von zwei Drittel der Befragten empfunden. All das führt dazu, dass mehr Überstunden geleistet werden und die gesundheitliche Belastung steigt.
Dazu kommt, dass ein Drittel der Teilnehmenden in den kommenden fünf Jahren pensionsbedingte Abgänge im Umfang von mehr als 20 % erwarten.
Anpassungsfähig für die Zukunft
Die Studienergebnisse zeigen insgesamt, dass Österreichs Gemeinden auf Kurs sind. In Anbetracht veränderter Rahmenbedingungen und komplexer Herausforderungen sind jedoch fortlaufende Anpassungen und Investitionen auf Gemeinde-Ebene notwendig.
Um die künftige Resilienz und ausgewogene Entwicklung der Gemeinden zu gewährleisten, ist die Bereitschaft zur Veränderung und Nutzung von Technologien in Verbindung mit einer passenden Förderlandschaft entscheidend.
Die Studienergebnisse im Detail können Sie hier kostenfrei direkt anfordern.
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