Nachhaltigkeit, Finanzierung, Personal – so geht es Österreichs Gemeinden

Lesedauer: 4:00 min

Welche Themen und Herausforderungen beschäftigen Österreichs Gemeinden aktuell und in Zukunft? Eine aktuelle Studie der KPMG liefert spannende Antworten.

Die Aufgaben von Städten und Gemeinden sind einem stetigen Wandel unterworfen – besonders die Ereignisse der letzten beiden Jahre haben das Veränderungstempo immens gesteigert. Zur Bewältigung der Herausforderungen ist eine hohe Anpassungsbereitschaft von Politik und Verwaltung notwendig. Welche Auswirkungen haben z.B. die Digitalisierung sowie die zahlreichen Gesetzesänderungen auf die tägliche Arbeit, wie macht sich der demografische Wandel bzw. die Situation am Arbeitsmarkt bemerkbar?

Die erstmals von KPMG gemeinsam mit der FH Oberösterreich / Arbeitsbereich Public Management durchgeführte Studie „Kommunales Management – Governance für Morgen“ hat sich genau mit diesen Fragestellungen beschäftigt: Wie geht es den Städten und Gemeinden mit diesen Herausforderungen und welche Themen sind aktuell und in Zukunft wesentliche Treiber?

Politische Entscheidungsträger/innen und leitende Verwaltungsbedienstete wurden zu folgenden Themenbereichen befragt:

  • Nachhaltigkeit
  • Rechnungslegung
  • Korruptionsprävention und
  • Themen der Gegenwart und Zukunft

Aufgrund der großen Anzahl an Rückmeldungen liefert die Studie ein aussagekräftiges Stimmungsbild der aktuellen Situation in Österreichs Städten und Gemeinden.
Sehen wir uns gemeinsam einige Highlights der Themen an:

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeitsziele (SDGs ​​​​​​​– Sustainable Development Goals) werden von den Städten und Gemeinden sehr ernst genommen und an der Erreichung wird bereits intensiv gearbeitet. Besonderer Fokus liegt dabei auf Gesundheit und Wohlergehen, Maßnahmen zum Klimaschutz, Sauberes Wasser und Sanitärversorgung, Bezahlbare und saubere Energie sowie Nachhaltige Städte und Gemeinden.

„Für mehr als 66 % der Gemeinden ist Nachhaltigkeit (sehr) wichtig.“

Folgende konkrete Maßnahmen wurden am häufigsten genannt:

  • Ausbau Radnetz 
  • Errichten von Photovoltaik-Anlagen
  • Ausbau Ärzteangebot
  • Leistbares Wohnen
  • Hochwasserschutz
  • Regionale Einkaufsmöglichkeiten
  • Schaffung von Arbeitsplätzen

Interessant ist, dass der Bekanntheitsgrad von kommunalen Nachhaltigkeitsprojekten in der Gemeindebevölkerung tendenziell mit der Größe der Gemeinde abnimmt. 

Daher die klare Empfehlung: Sichtbare Kommunikation nach außen zu Projekten und Maßnahmen und nicht davon ausgehen, dass die Bevölkerung „wahrscheinlich irgendwie informiert ist“.

Rechnungslegung

Hier wurde insbesondere der Befragungs-Fokus auf die VRV 2015 gelegt.

Der Großteil der Befragten gab an, dass die Verwaltungsmitarbeiter/innen mit den neuen Regelungen der VRV 2015 gut vertraut sind. Dennoch zeigt sich auch, dass die Umstellung insbesondere für kleinere Gemeinden noch immer eine Herausforderung darstellt. Mit der Einführung der VRV 2015 sollte vor allem die Transparenz und Vergleichbarkeit der Gemeinde-Haushalte sichergestellt werden. Nur jeder 5. Teilnehmende gibt jedoch an, dass die Transparenz tatsächlich verbessert wurde. Knapp die Hälfte der Teilnehmenden sieht einen Mehraufwand ohne Mehrwert.

„84 % sind überzeugt, dass die Mitarbeiter/innen (sehr) gut mit der VRV 2015 vertraut sind.“

Korruptionsprävention

Transparenz und Offenheit in Städten und Gemeinden wird sehr ernst genommen und nimmt für beinahe neun von zehn Befragten eine hohe Bedeutung ein. Als konkrete Maßnahmen zur Korruptionsprävention neben den gesetzlichen Vorgaben werden u.a. Regeln zum Umgang mit Befangenheit, Vergabe von Förderungen, Annahme von Geschenken und Spendengeldern etc. genannt.

„Für 76 % ist Korruptionsprävention zumindest wichtig.“

Themen der Gegenwart und Zukunft

Ein Blick in die Kristallkugel - laut mehr als 50 % der Teilnehmenden gewinnen folgende Themen in den nächsten fünf Jahren an Relevanz:

  • Ausweitung des Kinderbetreuungsangebotes
  • Schaffung bzw. Ausbau leistbaren Wohnens
  • Breitbandausbau
  • Attraktivierung des Gemeinde- bzw. Stadt-Zentrums
  • Energie-Selbstversorgung
  • Reduktion der Bodenversiegelung
  • Nachnutzung von Leerständen oder betrieblichen Brachen

Um konkret an diesen Themen arbeiten zu können, ist die Verfügbarkeit der personellen und finanziellen Ressourcen essenziell. Die Befragten gaben an, dass die Personalsituation in den Städten und Gemeinden angespannt ist – in den kommenden fünf Jahren wird die Pensionierungswelle zu deutlichen Personalabgängen führen. Die Personalengpässe betreffen alle Beschäftigungsgruppen, wie man am Beispiel Kinderbetreuung deutlich sieht: Einerseits ist die Ausweitung des Kinderbetreuungsangebotes zentral, andererseits sind Pädagogen/innen und Betreuer/innen nur eingeschränkt verfügbar.

„Knapp 60 % geben an, dass freie Dienstposten nicht besetzt werden können.“

Digitalisierungs- und Automatisierungsmaßnahmen (wie bspw. durch die Bewerbermanagement-Software kommunos​​​​​​​) können bei der Bewältigung der Personalengpässe wirksam unterstützen – mehr als die Hälfte der Gemeinden ergreifen Maßnahmen, um deren Prozesse und Abläufe zu digitalisieren.

Zusammenfassung

Die Studie liefert einen soliden Überblick über die vielfältigen Themenstellungen, die jetzt und in Zukunft die Städte und Gemeinden in Österreich bewegen. Es ist Aufgabe der politischen Entscheidungsträger/innen und kommunalen Führungskräfte, gemeinsam konkrete Ansatzpunkte und Handlungsfelder zu definieren und zu entwickeln. 

Weitere Details zur Studie, an der über 500 politische Entscheidungsträger/innen sowie leitende Verwaltungsmitarbeiter/innen aus über 300 Gemeinden teilgenommen haben, können Sie auf der Website der KPMG ​​​​​​​anfordern. Sie finden dort auch die Möglichkeit, sich für die Befragung 2023 vormerken zu lassen.

 

Bildquellen
Shutterstock

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