Von der Kindergartenpädagogin zur erfolgreichen Unternehmensübergeberin
Ein berührendes und authentisches Buch einer besonderen Persönlichkeit, „Nachfolge gestalten“ von Gerti Schatzdorfer
Einleitung
Wie gestaltet man eine Unternehmensübergabe mit Weitblick, Klarheit und Herz? Gerti Schatzdorfer – ursprünglich Kindergartenpädagogin, später erfolgreiche Unternehmerin – hat genau das getan. In ihrem Buch „Nachfolge gestalten“ beleuchtet sie die emotionalen und strukturellen Herausforderungen von Übergabeprozessen im Familienbetrieb. Im Gespräch mit Dr. Bernhard Winkler erzählt sie, warum sie dieses Thema nicht loslässt, was Frauenförderung für sie bedeutet – und warum Demut für sie ein Akt von Stärke ist.
Ein inspirierendes Interview über Mut, Verantwortung, Klarheit und einen Neubeginn auf der roten Schaukel.
Das Interview
Gab es für dich einen Anstoß, dieses Buch zu schreiben?
Es gab mehrere Anstöße, die mich veranlasst haben, die Unternehmensnachfolge schriftlich zu thematisieren.
Zum einen finden immer mehr Betriebe keine Nachfolger mehr, weil die Rahmenbedingungen (scheinbar) immer schwieriger werden. Leute wollen immer weniger arbeiten, die Bürokratie wird immer noch mehr, und die globalen Spannungen gefährden Lieferketten und Absatzmärkte.
Übergeben ist auch ohne diese Herausforderungen schon ein komplexer Prozess, der allen Beteiligten viel abverlangt. Oft gibt es Spannungen und jahrelange, emotionale Konflikte innerhalb der Familien – sie prägen die Übergabe. Wirklich gute Übergaben sind die Ausnahme.
Daher werden viele Betriebe verkauft oder aufgelassen. Investoren aus den USA und China kaufen still und heimlich, aber exzessiv unseren Mittelstand auf. Das wird in den nächsten Jahren massive Auswirkungen auf unser Land haben.
Als mir das bewusst wurde, musste ich einfach was tun. Stillsitzen und wegschauen waren keine Option. Ich machte einen Podcast zu diesem Thema. („Ich hab` noch was zu sagen“) und sprach alle Bereiche an, die bei der Übergabe aus meiner Sicht relevant sind. Mein Mann hatte dann die Idee aus dem Podcast ein Buch zu schreiben.
Was macht die Unternehmensübergabe im Familienkreis so besonders und herausfordernd?
Die Herausforderung liegt in der Komplexität und der Emotionalität, die eine Übergabe prägen. Es spielen so viele große und kleine Bereiche und Befindlichkeiten eine Rolle, die bedacht, gesehen und besprochen werden müssen. Meist werden nur die offensichtlichen Punkte besprochen und in Verträge verpackt. Aber der Erfolg liegt im Detail.
Zudem gibt es direkt und indirekt Betroffene, die eine Übergabe beeinflussen und daher auch berücksichtigt und gehört werden müssen.
Wie so oft gilt auch bei Übergaben: Die „richtige“ Kommunikation ist entscheidend!
Der Prozess einer Unternehmensübergabe bietet viele Möglichkeiten für Stolpersteine, Hindernisse und Fallgruben, was sind für dich die zentralen Faktoren für das Gelingen?
Damit eine Übergabe gut und nachhaltig gelingen kann braucht es vor allem Zeit, gegenseitiges Vertrauen, Wertschätzung und die Bereitschaft zu lernen und den Mut alles anzusprechen, was einen beschäftigt.
Wenn man dann (endlich) weiß, was man will und was man nicht will, sind Konsequenz, Disziplin und Demut angesagt. Das sind für mich die „Königsklassen“, die man gut beherrschen sollte.
d.h. Wenn die Rollen neu verteilt sind und die Verträge unterschrieben, heißt es das Geschriebene im richtigen Leben umzusetzen. Liest sich einfacher, als es tatsächlich ist. Wer übergeben hat, muss den Platz frei machen und wer übernimmt, muss Verantwortung sichtbar und spürbar tragen.
Du hast dir einen Namen als Förderin von (jungen) Frauen gemacht, warum ist das ein Herzensanliegen von dir?
Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit sind noch lange keine Selbstverständlichkeit – auch nicht in Österreich. Gesetze und Quoten sind das eine, aber die erlebte Realität ist das andere. Es geht um die Grundhaltung in unserer Gesellschaft.
Frauen und Mädchen zu fördern, bedeutet für mich, dass sie gleichermaßen sichtbar und hörbar werden und ihre Leistungen genauso anerkannt und wertgeschätzt werden. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn das nicht so ist. Ich weiß aber auch, dass man das (für sich) ändern kann. Darum stehe ich auf, um auch anderen Mut zu machen.
Welche Bedeutung hat "Demut" für dich als selbstbewusste und erfolgreiche Unternehmerin?
Demut ist für mich eine Haltung, die mich lernen lässt. In diesem Wort steckt das Wort „Mut“.
Ich darf oder muss mich freiwillig zurücknehmen und darf mir selbst eingestehen und zulassen, dass ich etwas (noch) nicht weiß oder nicht kann, oder nicht bin. Das braucht Mut / De-mut.
Oft wird Demut als Schwäche oder übertriebene Anpassung ausgelegt, aber für mich ist dieses Gefühl ein Zustand von Klarheit, in dem ich lernen darf.
Es ist keine Frage der Position, sondern eine Frage der Selbsteinschätzung und der Bereitschaft zu lernen.
Jetzt bietet dir das Leben wieder "Raum für Neues" - wie füllst du diesen Raum?
Ich bleibe das, was ich bin und werde, was das Leben aus mir macht.
Es tut gut und ich bin dankbar, dass ich mit viel Energie, Optimismus und Humor beschenkt bin. Das sind perfekte Wegbegleiter und ich habe vor, viel davon in meine kleine und große Welt hinauszutragen.
Schlusswort und Infos
Ein starkes Zitat von dir ist: "Jeder Übergang ist auch ein neuer Anfang." Wir wünschen dir dafür alles Gute und viel Freude auf deiner roten Schaukel!
Details zum Buch:
Nachfolge gestalten
Chancen und Herausforderungen in Familienunternehmen
Veröffentlicht 2025 von Gerti Schatzdorfer bei facultas - ISBN: 978-3-7089-2620-9
Weitere Links:
https://www.schatzdorfer.at/ https://www.anregen-aufregen.at/
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