Kommunen gestalten Lebensräume – attraktiv, lebenswert, zukunftsfit
Bei den 11. Public Management Impulsen der FH OÖ am 29. Oktober 2019 in Linz drehte sich alles um das Zukunftsthema „Kommunaler Raum“. Rund 120 Vertreter/innen aus Gemeinden und unterschiedlichen öffentlichen Organisationen beschäftigten sich intensiv in Vorträgen und Workshops mit Themen wie Ortskernbelebung, Mobilität, kommunale Infrastrukturen und vielem mehr.

Zersiedelung, Versiegelung, aussterbende Ortskerne etc. sind nur einige der Herausforderungen, mit denen die Gemeinden bereits jetzt konfrontiert sind. Um diese bewältigen zu können, braucht es Raum, der aktiv und vorausschauend gestaltet wird.
FH-Prof. Dr. Franziska Cecon brachte es in ihren Begrüßungsworten sehr prägnant auf den Punkt: Die Aktivitäten einer Gemeinde zur Gestaltungen von Lebensräumen muss folgende Kriterien erfüllen:
- Zukunftsfit
- Interessen ausgleichen
- Nachhaltig
Angesichts von Zahlen wie rund 8000 Hektar Wohnbauland-Reserven (gewidmeter Grund, jedoch unverbaut) und den täglichen Verbau von 16 Hektar Grünland ist die zukünftige Flächenwidmung einer der zentralen Hebel, um Lebensräume für Menschen attraktiv zu gestalten.
Wie man diese Hebel am besten ansetzt, präsentierte Prof. Sybilla Zech von der TU Wien. In ihrem Vortrag „Raum planen bringt’s“ gab sie Impulse, wie solche „zukunftsfitte“ Bebauungspläne aussehen können:
Innenentwicklung fördern
Eine geordnete und strukturierte Innenentwicklung senkt Leerstände und der Flächenbedarf kann durch Nutzung bereits erschlossener Flächen gedeckt werden.
Kompakte Bauweise
Senkung der Infrastrukturkosten durch Festlegung einer kompakteren Bebauungsart (Einfamilienhaus vs. Geschoßwohnhäuser)
Nachverdichtung
Höhere Bebauung, das Schließen von Baulücken, Aufstockung oder Umnutzung helfen dabei, unbebaute Landschaften zu erhalten und Freiräume zu sichern.
Anhand von konkrete Beispielen konnte Prof. Zach verdeutlichen, welchen Mehrwert ein gut überlegter Planungsprozess mit sich bringt. Als einen zentralen Erfolgsfaktor bei diesen Aktivitäten sieht sie vor allem die frühzeitige Einbindung der Bürger/innen an.
In der anschließenden Diskussionsrunde gaben LAbg. Bgm. Hans Hingsamer (Gemeinde Eggerding), Bgm. Kons. Gerald Hackl (Bgm. Stadt Steyr) und Bgm. Herbert Fürst (Gemeinde Engerwitzdorf) Einblicke, mit welchen Herausforderungen diese Gemeinden und Städte konfrontiert sind und wie mit diesen umgegangen wird.
Eine der zentralen Aussagen aller Diskussionsteilnehmer war, dass das Thema Raumentwicklung und -planung ein sehr vielschichtiges ist und jede Gemeinde oder Stadt auf Basis ihrer individuellen Ausgangslage Zukunftslösungen erarbeiten muss. Raumplanung sollte keine Gemeindegrenzen kennen und dabei ist die interkommunale Zusammenarbeit ein zentraler Erfolgsfaktor.
Bgm. Gerald Hackl von der Stadt Steyr (Link) präsentierte in diesem Zusammenhang die Powerregion Steyr-Enns: Acht Gemeinden arbeiten bei den Themen Raumentwicklung, Raumplanung sowie in der Entwicklung und Vermarktung von Betriebsstandorten zusammen. Damit ist eine nachhaltige Entwicklung der Region als Lebens-und Wirtschaftsraum möglich.
Um den unterschiedlichen Interessen der Teilnehmer/innen zu entsprechen, gab es zum Abschluss drei parallele Workshops zu folgenden Themen:
- Durch Innenentwicklung Zentren gestalten
- Agile Infrastrukturen schaffen Lebensräume
- Verkehrsinfrastruktur und Mobilität gestalten Lebensräume
Ich nahm am dritten Workshop teil, bei dem es u.a. um E-Carsharing-Konzepte ging.
Gerade am Land stehen vielfach keine öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung oder nicht im ausreichenden Maße. Für bestimmte Bevölkerungsgruppen (z.B. Senioren, Frauen, junge Erwachsene etc.) kann das eine Einschränkung der persönlichen Mobilität bedeuten. E-Carsharing - das gemeinschaftliche Nutzen von Elektro-Fahrzeugen – kann hier eine nachhaltige Lösung darstellen.
Für seine Master Thesis hat sich Wolfgang Grüllenberger, BA MA intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt, indem er verschiedene bereits laufende Carsharing-Projekte analysiert und daraus ableitend Erfolgsfaktoren definiert hat.
Er spricht dabei von drei Säulen, die für den Aufbau eines lokalen Carsharing-Modells entscheidend sind:
Finanzen
- Finanzierungsbedarf und Folgekosten sowie Einnahmen realistisch planen
- Kosten für Lade-Infrastruktur nicht vergessen
- Neben Einnahmen durch Mitgliedsbeiträge, Erlöse aus Fahrten, Fördergelder etc. nicht auf das Sponsoring vergessen (Werbeflächen auf den Fahrzeugen)
Organisation
- Bereits in der Konzeptionsphase möglichst auf Kooperationen setzen (z.B. Gemeindeverwaltungen, lokale Betriebe, örtliche Vereine etc.), um eine breite Akzeptanz und einen hohen Bekanntheitsgrad zu erlangen.
- Gezieltes Marketing betreiben wie z.B. Informations- und Werbeveranstaltungen für die Bevölkerung abhalten, Personen des öffentlichen Lebens als Multiplikatoren einsetzen, Kommunikation über soziale Netzwerke betreiben, Testfahren bei Veranstaltungen anbieten u.v.m.
Technik
- Elektrofahrzeuge machen das Angebot attraktiver
- Reichweite ist am Land ausreichend, da vorwiegend Kurzstrecken zurückgelegt werden
- Auf ausreichende Lade-Infrastruktur achten
- Niedriger Zugangs- und Nutzungsbarrieren beim Zugangs-, Buchungs- und Abrechnungssystem
Insgesamt wieder eine sehr gelungene Veranstaltung des FH OÖ Campus Linz mit genügend Zeit, um sich mit Vortragenden und Teilnehmern/innen auszutauschen und Erfahrungen zu sammeln.
Mehr Informationen zu den einzelnen Vorträgen finden Sie auf der Website der FH Linz.
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