12.06.2024

Integrative Beschäftigung bei Kellner & Kunz

Kellner & Kunz legt großen Wert auf Inklusion und Diversität. Im Dienstleistungszentrum sind ca. 150 Menschen mit Behinderungen beschäftigt.

Das Unternehmen Kellner & Kunz legt großen Wert auf Inklusion und Diversität in der Belegschaft. Seit etwa 13 Jahren beschäftigt das Unternehmen Menschen mit unterschiedlichen körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen. Insgesamt bietet Kellner & Kunz rund 150 Menschen mit Behinderungen einen sicheren Arbeitsplatz. Sie sind in verschiedenen Abteilungen des Unternehmens tätig, hauptsächlich aber in den internen Dienstleistungszentren. Zur optimalen Betreuung arbeitet Kellner & Kunz mit vielen sozialen Trägerorganisationen zusammen wie Assista, Lebenshilfe, pro mente, Caritas, FAB und Fokus Mensch.

Wertvolle Arbeiten werden verrichtet

Kellner & Kunz bietet Menschen mit Beeinträchtigungen einen sicheren Arbeitsplatz. Die Arbeiten, die von den Menschen mit Beeinträchtigung durchgeführt werden, umfassen das Verpacken, die Etikettierung, die Zusammenstellung von Sets und Montage-Kits sowie die Kommissionierung. Die Tätigkeiten werden mit höchster Genauigkeit und in Handarbeit ausgeführt. Dies hilft, die Gesamtdurchlaufzeit der Auftragsabwicklung zu reduzieren und ermöglicht eine schnellere Reaktion auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden. Für Kellner & Kunz sind das sehr wichtige Tätigkeiten, bei denen exakt und verlässlich gearbeitet werden muss. Die Mitarbeitenden mit Beeinträchtigung sind voll im laufenden Betrieb integriert. Ihre Arbeiten sind Teil übergeordneter Kernprozesse, wie sie bei Kellner & Kunz Tagesgeschäft sind.

Wie sind die Dienstleistungszentren entstanden?

Bei Kellner & Kunz hat die Zusammenarbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung eine sehr lange Tradition. Bereits in den 80er Jahren startete Kellner & Kunz eine enge Kooperation mit verschiedenen externen Werkstätten und es wurden Kleinteile-Packages extern zusammengestellt. Aufgrund der erfolgreichen Zusammenarbeit mit den einzelnen sozialen Trägerorganisationen entstand die Idee, die beeinträchtigten Mitarbeitenden direkt in die eigenen Unternehmensabläufe zu integrieren. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit drei Trägerorganisationen begann somit im Jahr 2011 mit dem Ziel, mindestens 50 Prozent der Tätigkeiten intern zu übernehmen. Kellner & Kunz errichtete daraufhin ein barrierefreies Dienstleistungszentrum, um den Beschäftigten das richtige Umfeld zu bieten.

Schritt für Schritt erfolgten in Zusammenarbeit mit den sozialen Einrichtungen Erweiterungen: Ein eigenes Verwiegezentrum wurde nur wenige Jahre später aufgrund des steigenden Bedarfs von kleineren Losgrößen eröffnet. Hier packen Kellner & Kunz Mitarbeitende mit Unterstützung von Menschen mit Beeinträchtigung RECA Schrauben und Befestigungsteile um, damit sie beispielsweise perfekt für die RECA SECO-Regalbewirtschaftung bestellt werden können. Zur effizienten Abwicklung des steigenden Bedarfs an individuellen Sortiments- und Montagepackages wurde mit dem Logistikneubau ein neues Erweiterungsprojekt initiiert: 2020 entstand ein zusätzliches Dienstleistungszentrum auf einem eigenen Stockwerk und es wurden weitere barrierefreie Aufenthaltsräume und Sanitäranlagen realisiert.

Heute arbeitet Kellner & Kunz mit sechs spezialisierten Organisationen (Assista, Lebenshilfe, pro mente, Caritas, FAB und Fokus Mensch) zusammen. Die Koordination der Einsätze wird mit der Betreuung abgestimmt. In den Dienstleistungszentren helfen auch eigene Mitarbeitende unterstützend mit und leisten einen großen Beitrag, dass die integrative Beschäftigung im Unternehmen bestens umgesetzt werden kann.  

Herausforderungen gemeistert

Anfänglich gab es natürlich viele Herausforderungen in Bezug auf die Infrastruktur, da die Gewerbe- und Baubehörden wenig Erfahrung mit Arbeitsplätzen für Menschen mit Beeinträchtigung hatten. Trotz der Einhaltung bestehender Vorschriften half der Austausch mit Trägerorganisationen, Sachverständigen und die Unterstützung des Sozialministeriums bei der Umsetzung. Es waren viele Punkte zu berücksichtigen. Die Infrastruktur musste entsprechend angepasst werden, einschließlich ausreichender Gangbreiten, barrierefreier Arbeitsplätze, Notstromversorgung für den Personenlift, spezielle Kantine und Rückzugsraum für Betreuer:innen sowie Parkplätze für Spezialfahrzeuge.

Keine Stresssituationen sollen entstehen

Die Koordination der Einsätze wird mit der Betreuung erstellt, so arbeiten die beeinträchtigten Menschen unterschiedlich, z. B. jeweils einen oder zwei Tage in der Woche. Die Herausforderung ist, dass eine langfristige Arbeitsvorbereitung erstellt werden muss. Bei kurzfristigen Engpässen wird auch mit eigenen Mitarbeitenden ausgeholfen, da bei den Menschen mit Beeinträchtigung kein Leistungsdruck ausgeübt werden soll. Das zeigt auch, dass für diese Form der Zusammenarbeit die richtigen internen Führungskräfte eingesetzt werden müssen, welche diese Situationen aufzufangen vermögen und mit diesen gut umgehen können.

Keine Berührungsängste

Rückblickend hatte sich die Befürchtung, dass die bestehenden Mitarbeitenden Berührungsängste haben könnten, zu keinem Zeitpunkt bewahrheitet. Im Gegenteil, die Zusammenarbeit mit den Menschen mit Beeinträchtigung ist sehr bereichernd. Beispielsweise berichten auch unsere Lehrlinge, welche während der Ausbildung einen Einsatz im Dienstleistungszentrum absolvieren, immer wieder begeistert von der Zusammenarbeit und von den gemachten Erfahrungen sowie neu gewonnenen Perspektiven.

WIN-WIN Situation: Soziales Engagement und betriebswirtschaftliche Vorteile

Kellner & Kunz schätzt die besonderen Stärken, Fähigkeiten und Talente der Mitarbeitenden mit Beeinträchtigung, die für das Unternehmen besonders wertvoll sind. Genauigkeit, hohe Identifikation mit der Arbeit und hohe Loyalität zum Unternehmen zeichnen die Menschen mit Beeinträchtigung aus. Viele arbeiten bereits seit Anfang an im Dienstleistungszentrum und berichten immer wieder begeistert über ihre Tätigkeiten bei Kellner & Kunz.  

Neben dem Sozialengagement entstehen für Kellner & Kunz auch betriebswirtschaftliche Vorteile aus der Beschäftigung von Mitarbeitenden mit Beeinträchtigung. Die Integration des Dienstleistungszentrums in der Welser Zentrale ermöglicht Einsparungen von Transport- und Prozesskosten. Die flexiblen Tätigkeiten (auch für kleine Stückzahlen) werden von Menschen mit Beeinträchtigung mit viel Engagement und sehr sorgfältig erledigt und könnten auch nicht durch Maschineneinsatz effizienter hergestellt werden.

Ein ganz wesentlicher betriebswirtschaftlicher Vorteil ist, dass für die erbrachten Dienstleistungen der Einrichtungen keine großen Mindeststückzahlen notwendig sind. Das hilft einerseits dabei, dass auch kleinere Aufträge abgewickelt werden können und andererseits, dass nicht überall große Reichweiten bestellt und belagert werden müssen. Somit kann man auf Bedarfsschwankungen flexibel reagieren.

Anerkennung für integrative Beschäftigung

Kellner & Kunz wurde für seine Bemühungen um ein inklusives Arbeitsumfeld mit dem Integrationspreis "Complemento" für integrative Beschäftigung ausgezeichnet. Anfang dieses Jahres stattete Ralf Rangnick dem Kellner & Kunz-Dienstleistungszentrum in Wels einen Besuch ab. Der Teamchef des österreichischen Fußball-Nationalteams durfte unseren Mitarbeitenden über die Schulter schauen und zeigte sich von den vielseitigen Betätigungsfeldern und dem gelebten sozialen Engagement begeistert. Neben der Besichtigung des barrierefreien Dienstleistungszentrums nahm sich der Nationaltrainer Zeit, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit einer Autogrammstunde eine Freude zu bereiten. Diese Geste hinterließ bei den Mitarbeitenden einen bleibenden Eindruck und wurde als Zeichen der Wertschätzung für ihre Arbeit und ihr Engagement empfunden.

Zukunftspläne

Durch die erfolgte Vergrößerung der Logistikzentrale ergeben sich im Altbau freigewordene Flächen. Diese werden zu neuen Arbeitsinseln für jeweils vier bis fünf Menschen mit Behinderung ausgebaut, die ersten arbeiten auch schon dort. Langfristig soll die Anzahl auf rund 200 Menschen mit Beeinträchtigung erhöht werden. Auch sollen deren Einsatzmöglichkeiten weiterentwickelt werden. So könnte beispielsweise ein autistischer Mensch logische und repetitive Aufgaben im Einkauf übernehmen.

Die Autorin

Laetitia Asamer, Leitung Personalmanagement, Beauftragte für Diversität & Inklusion

Wir freuen uns sehr, dass unser langfristiges Streben, die integrative Beschäftigung und Inklusion im betrieblichen Alltag zu verwirklichen, intern wie extern so positiv wahrgenommen wird. Wir sind stolz darauf, mit unserem Dienstleistungszentrum ein Best Practice Beispiel in Oberösterreich geschaffen zu haben und entwickeln unsere Initiativen weiter.

Blog-Serie: Strategische Ansätze zur Auflösung von Personalengpässen

In Zeiten, in denen Personalengpässe zunehmend zum unternehmenskritischen Problem avancieren, sind strategische Ansätze zur Lösung dieser Herausforderung von höchster Bedeutung. In unserer Themenserie beleuchten wir in den nächsten Wochen und Monaten verschiedene Schlüsselaspekte, die Unternehmen in Angriff nehmen können, um dem Mangel an qualifizierten Mitarbeitern entgegenzuwirken.

Wir werfen einen Blick auf die Bedeutung einer flexiblen Unternehmens- und Führungskultur sowie einer ganzheitlichen Unternehmens- und Personalstrategie. Darüber hinaus werden die Rolle der Organisation, Prozesse und Outsourcing, sowie die Integration von Tools, Digitalisierung und Flexibilisierung diskutiert. Potenziale identifizieren, gezielt positionieren und weiterentwickeln, umfassen einen weiteren zentralen Punkt. Dabei werden flexible, gut ausgebildete und vielseitig einsetzbare Mitarbeiter und „Schätze“ wie Lehrlinge, Schulabbrecher, Azubis 50+, Global Talents, Pensionisten und die Integration beeinträchtigter Personen in den Fokus gerückt. Abgerundet wird die Serie durch einen Blick auf Smart & Professional Recruitment sowie die Bedeutung von Employer Branding und Personalmarketing in diesem vitalen Kontext.

Bildquellen
© Kellner & Kunz AG

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