Gemeinden im Wandel: Digitalisierung und Cybersicherheit als Zukunftsaufgaben
Die KPMG-Studie „Dimensionen Öffentlicher Sektor 2024“ beleuchtet zentrale Herausforderungen für Österreichs Gemeinden.
Einleitung
Die Studie zeigt deutlich: Die Digitalisierung bleibt eine der zentralen Zukunftsaufgaben für Gemeinden. Digitale Lösungen erleichtern Verwaltungsprozesse, sparen Ressourcen und verbessern den Service für Bürgerinnen und Bürger. Besonders in kleineren Gemeinden kann der gezielte Einsatz digitaler Werkzeuge helfen, bestehende Strukturen zu entlasten und knappe personelle Ressourcen effektiver einzusetzen.
Künstliche Intelligenz als Zukunftsinstrument
Noch ist der Einsatz von KI in der kommunalen Verwaltung eher zögerlich. Langfristig bieten KI-Lösungen aber große Potenziale: Routinetätigkeiten lassen sich automatisieren, Verwaltungsentscheidungen durch Datenanalysen fundieren. Denkbar sind etwa KI-gestützte Auswertungen von Verkehrsflüssen, automatisierte Verarbeitung von Förderanträgen oder die Vorprüfung von Bauverfahren. Wichtig dabei: KI ist kein Ersatz, sondern ein Werkzeug zur Unterstützung – Mitdenken und auf Plausibilität prüfen gehören dazu!
E-Government & Mobile-Government ausbauen
Digitale Amtswege über oesterreich.gv.at oder die App "Digitales Amt" erleichtern vielen Menschen den Kontakt zur Gemeinde. Dazu zählen etwa die Wohnsitzänderung, die Beantragung von Dokumenten oder die Anforderung von Auskünften. Damit diese Services breit genutzt werden, sollten sie mobilfreundlich, aktuell und bürgernah gestaltet sein. Gleichzeitig sind barrierefreie Zugangsmöglichkeiten – auch für ältere oder weniger technikaffine Bürger/innen – ein zentrales Qualitätsmerkmal.
Digitale Kompetenzen stärken
Mit Initiativen wie "Digital Überall" und "Digital Überall PLUS" können Gemeinden die digitale Teilhabe ihrer Bevölkerung gezielt fördern. Schulungen für Einsteigerinnen und Einsteiger zu Themen wie Online-Formulare, Cybersicherheit im Alltag oder Nutzung von Bürgerplattformen sind praxisnah und direkt umsetzbar. Diese Angebote stärken nicht nur die Medienkompetenz, sondern fördern auch das Vertrauen in digitale Verwaltungsleistungen.
Cybersicherheit wird zur Pflicht
Mit der zunehmenden Digitalisierung steigen auch die Risiken. Laut Studie verzeichnete der öffentliche Dienst im letzten Jahr rund 20 Prozent mehr Cyberangriffe. Besonders betroffen: digitale Anwendungen und IT-Infrastrukturen. Cyberkriminalität trifft längst nicht mehr nur große Organisationen – auch kommunale Netzwerke und einzelne Verwaltungseinheiten werden zunehmend Ziel von Angriffen.
Ganzheitliche Sicherheitsstrategien gefragt
Kommunale Systeme müssen nicht nur technisch geschützt, sondern auch organisatorisch abgesichert werden. Dazu zählen Notfallpläne, geschulte Mitarbeitende, klare Zuständigkeiten sowie regelmäßig getestete Abläufe für den Ernstfall. Präventive Maßnahmen – etwa regelmäßige Updates, Zugriffsbeschränkungen oder verschlüsselte Kommunikation – gehören ebenso dazu wie ein strukturiertes Incident Response Management.
NIS2: Auch Gemeinden möglicherweise betroffen
Die neue EU-Richtlinie NIS2 zur Stärkung der Cybersicherheit gilt primär für kritische Infrastrukturen. Gemeinden sind zwar formal oft ausgenommen – doch Regiebetriebe wie Wasserversorgung, Abfallentsorgung oder Kläranlagen können sie indirekt in die Pflicht nehmen. Denn rechtlich sind diese Einrichtungen Teil der Kommune, wodurch die Verantwortung letztlich bei der Gemeinde liegt.
Was Gemeinden beachten sollten:
- Wird eine bestimmte Größenschwelle überschritten (z. B. mehr als 50 Mitarbeitende oder über 10 Mio. Euro Umsatz), greifen umfangreiche Sicherheitsvorgaben.
- In solchen Fällen liegt die Verantwortung bei der Gemeinde selbst – inklusive Meldepflichten bei Vorfällen.
- Gefordert sind technische Schutzmaßnahmen, klare Sicherheitsprozesse und regelmäßige Schulungen für Führungskräfte und Mitarbeitende.
Fazit: Auch wenn NIS2 nicht für alle Gemeinden verbindlich ist, lohnt sich eine frühzeitige Auseinandersetzung mit den Anforderungen. Je besser die Gemeinde vorbereitet ist, desto souveräner kann sie auf neue Vorschriften reagieren – und gleichzeitig ihre digitale Widerstandsfähigkeit erhöhen.
Ausblick: Verwaltung neu denken
Der öffentliche Sektor steht unter doppeltem Druck: Einerseits müssen die eigenen Strukturen krisenfester werden, andererseits wird erwartet, dass Kommunen in schwierigen Zeiten handlungsfähig und unterstützend bleiben. Ressourcenknappheit, technologische Umbrüche und wachsende Erwartungen der Bevölkerung erhöhen zusätzlich den Veränderungsdruck.
Die KPMG-Studie liefert dafür nicht nur eine fundierte Analyse, sondern auch praxisnahe Impulse. Wer Digitalisierung, Sicherheit und Bürgerorientierung zusammendenkt, kann die Chancen dieser Entwicklung für die eigene Gemeinde gezielt nutzen. Voraussetzung dafür ist eine strategische Ausrichtung, die Innovation fördert, rechtliche Vorgaben berücksichtigt und die Mitarbeitenden aktiv mitnimmt.
Moderne Gemeindeverwaltung bedeutet heute mehr denn je: Wandel gestalten, Sicherheit gewährleisten und den Dialog mit den Menschen stärken.
Mehr Details zur Studie können Sie hier nachlesen.
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