Digitale Transformation – Future of Work
Die Digitalisierung verändert unser tägliches Arbeiten und die Geschäftsmodelle markant und rasend schnell, wie kann die digitale Transformation in Unternehmen gut gelingen?
Bernhard Winkler, selbst Gründungsmitglied der HRM Experts Group der Wirtschaftskammer Oberösterreich, interviewt die Sprecherin dieser Expertengruppe, Esther Gelbenegger, anlässlich der Veranstaltung „Arbeitsformen der Zukunft“ zu diesem wichtigen und herausfordernden Themenbereich.
Interview zwischen Dr. Bernhard Winkler und Esther Gelbenegger, MBA
Winkler
Liebe Esther, warum hat deine Expertengruppe die digitale Transformation zu ihrem Jahresschwerpunkt gemacht?
Gelbenegger
Untersuchungen zeigen, dass bis zu 70 % der Transformationen in Firmen nicht gelingen. Digitalisierung ist kein reines Technologiethema, sondern die Technologieakzeptanz ist der Schlüssel zur Digitalisierung. Im Dialog mit den Teilnehmern/innen der Wirtschaftskammer-Veranstaltung mittels Mentimeter hat sich gezeigt, dass sich 47 Prozent der Teilnehmer/innen zwar des Stellenwerts der Digitalisierung sehr bewusst sind, allerdings fehlt es ihnen oft noch an den Lösungsansätzen, wie bei der Digitalisierung in ihrem Unternehmen vorgegangen werden soll.
Winkler
Gerade bei Change und Transformation ist Führung ein wesentlicher Erfolgsfaktor, was sollen Management und Führungskräfte wissen und beachten?
Gelbenegger
Nur 30 Prozent der digitalen Transformationsprojekte gelingen - und das nicht zuletzt, weil der Mensch als wesentlicher Faktor nicht oder zu wenig einbezogen wird. Viel zu oft wird die Technologie über die Menschen gestülpt. Damit die Technologieakzeptanz bei Mitarbeitern/innen erreicht wird, brauchen Unternehmer/innen und Führungskräfte neue Denkansätze. Das Modell der vier Digitalisierungstypen (s. Factbox) liefert hier einen Ansatz für die unterschiedlichen Haltungen im Digitalisierungsprozess.
Winkler
Wenn nun der Mensch im Mittelpunkt steht - wie können wir das Vertrauen unserer Mitarbeiter/innen in neue Technologien gewinnen?
Gelbenegger
Es gilt, Signale von Widerstand bereits im Ansatz zu erkennen und mit diesen konstruktiv umzugehen. Gerade im Umgang mit Veränderungsprozessen spielen Grundgefühle eine wesentliche Rolle: Von der Leugnung der Veränderungsnotwendigkeit über die Wut auf die Treiber der Veränderung und zu Trauer über den Abschied von bekannten Pfaden bis zur Freude über neue Aussichten und Lösungen. Diese genannten Gefühle sind in Veränderungen zu erwarten, mit Expertinnen und Experten kann jedoch ein professioneller Umgang entwickelt werden, diese Phasen schneller zu durchlaufen.
Winkler
Wettbewerbsfähigkeit steht nicht nur mit der digitalen Transformation, sondern auch mit der Wissensnutzung im engen Zusammenhang - worauf ist hier zu achten?
Gelbenegger
In den Betrieben steht ein genereller Generationenwechsel bevor, Stichwort Pensionierungswelle der Baby Boomer. Falls die Unternehmen nicht rechtzeitig reagieren und Maßnahmen setzen, steigt die Wahrscheinlichkeit eines enormen Wissensverlustes. Die drei Säulen des Wissensmanagements sind Mensch, Organisation und Technologie, wobei der Mensch im Mittelpunkt steht und die Unternehmenskultur die Basis für ein erfolgreiches Wissensmanagement ist.
Winkler
Wenn ich nun als Personalmanagement aktiv werden möchte, wie kann ich starten?
Gelbenegger
Wichtig ist, sich zum Start zu fragen „Wo stehen wir in der Transformation unserer HR-Strategie und Prozesse?“ Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass größere Unternehmen hier meist weiter sind und viele kleine Unternehmen eher noch am Anfang stehen. Wichtig ist, zuerst die eigenen Prozesse zu analysieren und anschließend zu definieren; dann kann Schritt für Schritt geschaut werden, wo noch Handlungsbedarf besteht und welcher Schritt zuerst digitalisiert werden soll. Und natürlich macht es Sinn, sich dafür professionelle externe Unterstützung zu holen, wie z.B. von Mitgliedern der HRM Experts Group.
Winkler
Liebe Esther, herzlichen Dank für diese interessanten und hilfreichen Insights!
„Bei der digitalen Transformation in Unternehmen und Organisationen gilt es, den Menschen in den Mittelpunkt zu rücken, und nicht die Software oder den Algorithmus!“
Factbox Digitalisierungstypen
Ein „Surfer“ wird sich mit der Digitalisierung bereits auseinandergesetzt haben und offen für die Neuerungen und Optimierungen sein. Eine hohe Technik-Affinität wird dem „Taucher“ Ansporn sein Neues auszuprobieren, wohingegen der „Mitgerissene“ sicher eine etwas vorsichtigere Haltung am Anfang einnehmen wird. Besondere Aufmerksamkeit ist jedoch dem „Inselbewohner“ zu schenken, damit sich dieser Typ nicht am Ende als Blockierer der Digitalisierung entpuppt.
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