Von Nicole Handschuh, MA | 03.12.2019

TRESON Personal Intensiv - „Jobprofile in der Produktion von morgen“

… wie Digitalisierung unsere Arbeitswelt radikal verändert.

TRESCON PI Jobprofile in der Produktion von morgen

Dieser Titel klingt nicht nur spannend, sondern das Thema Fachkräfte in der Produktion ist auch wesentlich für das Kerngeschäft der produzierenden Betriebe. Dementsprechend groß war das Interesse - sowohl in der Zahl der Teilnehmer/innen als auch in der intensiven Beteiligung an der Diskussion zu den von den Experten/innen gegebenen inhaltlichen Impulsen.

TRESCON-Geschäftsführer Dr. Bernhard Winkler, MBA CMC eröffnete die Veranstaltung und bietete den Teilnehmern einen wichtigen Überblick hinsichtlich Mitarbeiter als Wettbewerbsfaktor. Innovation und Wandel ist nicht nur ein „KANN“, sondern ein „MUSS“ – niemand kann sich dem entziehen. Der technologische Wandel greift überall, wenn auch schleichend. Dies bringt neue Berufsbilder mit sich, andere wiederum werden verschwinden. Neue Teamkonstellationen aus Mensch + Maschine sind notwendig, vor allem in der Industrie.

Mitarbeiter einbeziehen

Wie schafft man es, in solch dynamischen Zeiten die Mitarbeiter an Bord zu holen? Vieles muss dazu von den Führungskräften ausgehen. Es ist wichtig zu wissen, welche Kompetenzen im Unternehmen notwendig sind (erfolgsrelevante Kompetenzen) und welche Kompetenzen im Unternehmen bzw. am Arbeitsmarkt verfügbar sind.

TRESCON PI Erfolgsrelevanz der Kompetenzen

Die Lücke zwischen dem Bedarf der erfolgsrelevanten Kompetenzen und den Kompetenzen im Unternehmen gilt es vor allem auch durch Weiterentwicklung der eigenen Mitarbeiter zu schließen. Wie dies erfolgreich möglich ist, zeigt Engel. Die Firma Engel hat nicht nur erkannt, dass hier ein Handlungsbedarf besteht, sondern setzt bereits breit gefächerte Maßnahmen um, um das gesamte Unternehmen in diesem Wandel mitzunehmen und Chancen zu nutzen. 50 % der gesamten Arbeitsplätze sind in der Produktion, darum muss sich Engel aktiv damit auseinandersetzen. Diese Einblicke erhalten wir von Frau Mag. Andrea Waglhuber, Leiterin Personalentwicklung - Human Resources Development, bei Engel Austria. Die Basis für einen erfolgreichen Wandel ist Vertrauen und Verantwortung.  Mitarbeiter sollen wissen, warum etwas notwendig ist (Bewusstseinsbildung).

Industrie 4.0, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Machine Learning?

Viele Buzzwords werden ganz planlos in den Raum gestellt und im täglichen Sprachgebrauch verwendet. Wo hört Digitalisierung auf und wo fängt KI an? Dipl.-Ing. Dr. Dietmar Millinger, CoFounder “Austrian Society for Artificial Intelligence” stellt klar, dass es diese Abgrenzung nicht gibt – KI ist Teil der Digitalisierung. Machine Learning ist ein Teilbereich der KI.

Auch die angewandte KI hat Millinger dem daran sehr interessierten Auditorium näher gebracht – wo braucht es bzw. wo gibt es Transformationen in meiner Wertschöpfungskette? Die Potenziale durch KI (und vor allem der untergeordnete Bereich des Machine Learnings) in der Produktion sieht der Experte vor allem in diesen Bereichen:  https://www.alexanderthamm.com/de/artikel/anwendungsfaelle-machine-learning-in-der-industrie-4-0/

  • Smart Manufacturing (dynamische Produktionsschritte, den Produktionsprozess besser verstehen und steuern)
  • Predictive Maintenance (Vorhersehbarkeit, intelligente und präventive Wartung, um z.B. Stillstand zu verhindern)
  • Energiemanagement optimieren dank maschineller Lernmethoden
  • Vorhersage der Zielqualität, optimierte Qualitätskontrolle
  • Autonomes Fahren und Robotik, die viele Systeme der Industrie neu strukturieren
  • Transformation der Datenformate

Diese sind maßgebliche Treiber von und die Chance für wirtschaftliche Entwicklungen. Es ist somit wesentlich, möglichst früh konkrete Anwendungsmöglichkeiten im eigenen Unternehmen zu finden. Viele Unternehmen haben oder nehmen sich jedoch keine Zeit, sich mit künstlicher Intelligenz im Unternehmen auseinanderzusetzen, sagt Millinger. Dementsprechend fehlen das Verständnis und der offene Blick für Chancen. Wie kann KI in meinem Geschäftsbereich eingesetzt werden? Was braucht es dazu? Wenn sich ein Unternehmen damit beschäftigt, wird oft ein externer Berater herangezogen.

Vom KI-Anwender zum KI-Manager

Um diese KI Kompetenzen, die es de facto noch nicht geben kann, im eigenen Unternehmen zu entwickeln, rüsten diverse Bildungseinrichtungen mit Ausbildungsformaten nach.

So hat die Austrian Society for Artificial Intelligence eine neue Ausbildungsreihe konzipiert, die ab sofort beim WIFI Niederösterreich absolviert werden kann. Das Ziel dieser Ausbildung (KI Basiskurs, KI-Anwender, KI-Profi, KI-Manager) ist es, bei konkreten Situationen im jeweiligen Funktionsbereich selbst zu hinterfragen, wo AI möglich ist. Der Zuständige soll damit das Verständnis aufbauen, wie sich KI für den jeweiligen Bereich auswirkt, um dies als Entscheidungsgrundlage für das Unternehmen heranzuziehen.

Neue Technologie – Neues Geschäftsmodell?

Den Bedarf an neuem Wissen verdeutlicht auch Frau Mag. Nina Gusenleitner, MSc, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Arbeitsforschung und Arbeitspolitik (IAA) an der Johannes Kepler Universität Linz. Immer neue Technologien fordern immer neues Wissen und umgekehrt. Die Schulausbildung passiert jedoch nur zeitversetzt zur Technologie, darum ist das Wissen nicht am Markt verfügbar. Auch hier wird ein umfassendes transnationales Qualifizierungsprogramm entwickelt, um diesem Manko entgegenzuwirken.

Der Wandel passiert auf der technologischen Ebene und sollte auch bewusst auf das Geschäftsmodell, HR und Management Einfluss nehmen. Vollautomatisierte Produktionsprozesse verändern die Ansprüche an die organisationale Struktur. Die wichtigste Aufgabe von Führungskräften ist zukünftig, den Wandel durch die richtige Mitarbeiterauswahl sowie die Weiterentwicklung der Mitarbeiter zu meistern. Die „richtigen“ Mitarbeiter zeichnen sich vor allem durch Dynamic Capabilities aus, die Fähigkeit, sich an sich verändernde Umweltgegebenheiten anzupassen. Die heutige Zeit erfordert es, systematisch neue Dinge zu lernen. Gusenbauer weist dabei auf ein 3-stufiges Modell hin:

  • Sensing: Möglichkeiten erkennen/Strategische Entscheidungen treffen
  • Seizing: Strategische Entscheidungen umsetzen
  • Reconfiguring: Strukturen anpassen und diese Strategien in der Organisation implementieren/verankern

Niemand weiß, was die Zukunft bringt und dennoch wissen wir, dass sich vieles verändern wird. Der Fokus, den uns alle vier Experten mit auf den Weg geben, ist, sich über den zukünftigen Kompetenzbedarf und die Qualifikationsanforderungen bewusst zu sein, Verständnis und Vertrauen von den Mitarbeitern aufzubauen, Kompetenzen auszubilden, Führungskräfte zu entwickeln und Mitarbeiter mit auf den Weg zu nehmen. Das ist ein Schritt in die gemeinsame Veränderung. Kooperation ist dabei das Wesentliche!

TRESCON PI Anforderungen an Arbeitskräfte​​​​​​​​​​​​​​

Quellen: acatech (April, 2016); bmvit (Mai, 2017); Kuhlmann & Schumann (2015)
Bildquellen
TRESCON
TRESCON PI Mag. Gusenleitner
TRESCON PI Dr. Millinger
TRESCON PI Mag. Waglhuber

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