Untergetauchte Bewerber: der Albtraum der Personalabteilungen
Dieser Artikel von Carlos Cámara von unserem spanischen CFR-Partners KALEIDA beleuchtet aktuelle Recruiting-Herausforderungen in Zeiten des Fachkräftemangels.
Die Situation
Kurzfristige Absage ohne Erklärung: Vielversprechende Kandidaten ziehen ihre Bewerbung zurück, auch wenn der Auswahlprozess schon weit fortgeschritten ist – eine frustrierende Situation, mit der man sich im Recruiting immer häufiger auseinandersetzen muss. Grund dafür sind meist schlechte Referenzen über das Unternehmen und unerfüllte Gehaltsvorstellungen. Carlos Cámara von unserem spanischen CFR-Partner Kaleida hat sich mit diesem Phänomen genauer beschäftigt und teilt interessante Einblicke und spannende Erfahrungsberichte.
Die Gründe für kurzfristige Absagen
Der Hauptgrund für das stille Verschwinden von Kandidaten, auch Ghosting genannt, ist meist das Unternehmen selbst. Bewerber informieren sich vorab über ihren potenziellen neuen Arbeitgeber – und das auch bei ehemaligen Mitarbeitern. Damit kommen auch negative Erfahrungsberichte an die Oberfläche, welche die Entscheidung von Kandidaten beeinflussen. Weitere Gründe können Gehaltsvorstellungen, intransparente Kommunikation und fehlende Sympathie sein.
Ein starkes HR-Team sowie die Professionalisierung von Bewerbungs- und Auswahlprozessen werden daher immer wichtiger, um am heutigen Kandidatenmarkt erfolgreich zu sein. Engagement und Employer Branding sind zwei Schlüsselfaktoren, um neue Mitarbeiter nicht nur zu gewinnen, sondern vor allem auch langfristig zu halten. Zeit- und Geldverschwendung sowie ein gewisser Frust sind unvermeidbar, wenn die gerade erst gefundene Person bereits nach wenigen Monaten das Unternehmen wieder verlässt, kurz vor Antritt des neuen Jobs doch noch absagt, oder gar am ersten Tag einfach nicht erscheint.
Ein zentraler Grund für dieses kurzfristige Zurückziehen ist die Vielzahl an Angeboten, welche qualifizierte Bewerber heutzutage erhalten. Carlos Cámara beschreibt folgendes Fallbeispiel: „Wir waren involviert in das Auswahlverfahren für einen Niederlassungsleiter eines Großunternehmens. Ein Kandidat hatte die finale Phase erreicht, und das Unternehmen entschied sich schließlich auch für ihn. Der Dienstvertrag war bereits unterschrieben, als der Bewerber absagte. Er hätte ein alternatives Angebot erhalten, und diese Möglichkeit erschien ihm interessanter und spannender.“ Solch frustrierende Situationen sind im Recruiting zwar nicht unbedingt neu, aber sie passieren immer häufiger.
„Der Ball liegt beim Bewerber.“
In Zeiten eines starken Fachkräftemangels und großer Auswahlmöglichkeit für qualifizierte Bewerber liegt der Ball in Auswahlprozessen immer mehr bei den Kandidaten und weniger bei den Unternehmen. Ein neues Verhältnis, das aber durchaus zur Norm werden könnte – vor allem mit Fachkräften der jungen Generation, die gerade ihren Weg in die Arbeitswelt finden.
Stichwort „Employer Branding“ – eine glaubwürdige und gelebte Unternehmenskultur wird zunehmend wichtiger für potenzielle Bewerber. Fair, innovativ, spannend, unterstützend, herausfordernd und wertschätzend – die Anforderungen an ein neues Arbeitsumfeld sind umfangreich, und Unternehmen dürfen nicht verpassen, sich damit auseinanderzusetzen, um qualifizierte neue Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig im Team zu halten.
Autor
Carlos Cámara
CFR Global Executive Search Spain
KALEIDA
Pozo 4, Pozuelo de Alarcon
28223 Madrid
Deutsche Übersetzung von Sophia Merten, TRESCON
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